Religionen in Vietnam – Vielfalt zwischen Tradition und Moderne

Vietnam ist ein vielfältiges Land mit einer beeindruckenden Geschichte und einem reichen religiösen Erbe. Religion spielt eine zentrale Rolle im Alltag vieler Menschen und ist tief in der vietnamesischen Kultur verwurzelt. Wer Pagoden, Tempel oder Klöster in Vietnam besucht, begegnet lebendiger Spiritualität und jahrhundertealter Tradition.

In diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über die verschiedenen Religionen Vietnams und ihre Bedeutung im heutigen Leben.

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Religiöse Landschaft in Zahlen

Die religiöse Landschaft Vietnams ist vielfältig und komplex. Laut dem Volkszählungsbericht von 2019 bekannten sich rund 13,2 Millionen Vietnamesen zu einer offiziellen Religion – das entspricht etwa 13,5 % der Gesamtbevölkerung. Die größte Gruppe bildet der Buddhismus (ca. 7 Mio. Anhänger), gefolgt von Katholiken (5,9 Mio.), Caodaismus, Protestantismus, Hòa Hảo und Islam. Der Großteil der Bevölkerung – über 80 % – bezeichnet sich jedoch als religionslos, was jedoch nicht gleichbedeutend mit Atheismus ist. Viele dieser Menschen praktizieren den vietnamesischen Volksglauben, der Elemente aus Ahnenkult, Geisterglaube, Konfuzianismus und Taoismus vereint (vgl. Abschlussbericht der Volks- und Wohnungszählung 2019, veröffentlicht vom General Statistics Office Vietnam).

Vietnam erkennt derzeit 16 religiöse Organisationen offiziell an, darunter buddhistische, christliche und synkretistische Gruppen. Diese Organisationen dürfen öffentlich agieren, eigene Feste veranstalten und religiöse Bildung fördern – jedoch unter staatlicher Aufsicht.

Das Verhältnis zwischen Religion und Politik ist geprägt von Kontrolle und Koexistenz. Die vietnamesische Verfassung garantiert zwar Religionsfreiheit (Art. 24, Verfassung von 2013), doch in der Praxis unterliegt die Ausübung religiöser Aktivitäten einer starken staatlichen Regulierung. Besonders nicht anerkannte Gruppen und religiöse Minderheiten berichten regelmäßig von Einschränkungen, Überwachung und Diskriminierung (vgl. US Department of State: 2023 Report on International Religious Freedom – Vietnam).

Der vietnamesische Volksglaube (Đạo Mẫu & Ahnenkult)

Der vietnamesische Volksglaube ist ein zentraler Bestandteil der Kultur und basiert auf einer Mischung aus Animismus, Ahnenverehrung und Geisterglauben. Im Mittelpunkt steht die tiefe Verbundenheit zur Familie und den verstorbenen Vorfahren. Fast jedes vietnamesische Haus besitzt einen Ahnenaltar, an dem regelmäßig Opfergaben wie Räucherstäbchen, Früchte oder Blumen dargebracht werden.

Ein besonderer Ausdruck dieses Glaubens ist der Đạo-Mẫu-Kult, die Verehrung von Muttergöttinnen, die für Fruchtbarkeit, Schutz und Heilung stehen. Diese spirituelle Praxis wurde 2016 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

©Chuotanhls- pixabay.com

Zahlreiche Rituale und Feste wie das Tết-Fest (vietnamesisches Neujahr) oder Vollmondzeremonien sind Ausdruck dieses lebendigen Glaubenssystems. Dabei geht es um Dankbarkeit, Harmonie mit der Natur und die Verbindung zwischen den Lebenden und ihren Ahnen. Der Volksglaube ist tief in den Alltag integriert und prägt das spirituelle Leben vieler Vietnames:innen – unabhängig von offizieller Religionszugehörigkeit.

Buddhismus in Vietnam

Der Mahayana-Buddhismus ist die am weitesten verbreitete Religion in Vietnam und prägt seit Jahrhunderten das spirituelle Leben des Landes. Ursprünglich wurde der Buddhismus über China eingeführt, wo er stark von taoistischen und konfuzianischen Elementen beeinflusst wurde. In Vietnam entwickelte sich daraus eine eigenständige Praxis mit lokalen Prägungen und kultureller Verwurzelung.

Klöster und Pagoden spielen eine zentrale Rolle im religiösen Leben. Viele Vietnames:innen besuchen diese Orte, um zu beten, Opfergaben darzubringen oder sich spirituell beraten zu lassen. Mönche gelten als geistige Lehrer und genießen in der Gesellschaft hohes Ansehen.

Wichtige buddhistische Feiertage sind unter anderem Vesak, das an Geburt, Erleuchtung und Tod Buddhas erinnert, sowie das Vu-Lan-Fest (Geisterfest), bei dem der Verstorbenen gedacht und für ihre Seelen gebetet wird. Der vietnamesische Buddhismus ist eng mit Volksglauben und Familienkultur verflochten und bleibt bis heute lebendig und alltagsnah.

Katholizismus & Christentum

Der Katholizismus wurde im 17. bis 19. Jahrhundert durch europäische Missionare, insbesondere aus Frankreich, nach Vietnam gebracht. Heute bilden Katholik:innen eine anerkannte religiöse Minderheit, deren Zahl bei etwa 6 Millionen liegt. Die Religion ist vor allem im Süden des Landes stark verbreitet, etwa in Ho-Chi-Minh-Stadt oder den Provinzen um das Mekong-Delta.

©vietnam-lt- pixabay.com

Überall im Land finden sich prächtige Kirchen und Kathedralen, in denen regelmäßig Messen und religiöse Feste wie Weihnachten oder Ostern gefeiert werden. Der Katholizismus spielt auch eine bedeutende gesellschaftliche Rolle, insbesondere im Bereich Bildung, Wohltätigkeit und sozialer Dienste – oft über kirchliche Organisationen und Ordensgemeinschaften.

Daoismus & Konfuzianismus in Vietnam

Daoismus und Konfuzianismus haben Vietnam über Jahrhunderte hinweg stark geprägt – nicht als Religionen im klassischen Sinne, sondern als philosophisch-praktische Weltanschauungen. Beide Strömungen stammen ursprünglich aus China und wurden tief in die vietnamesische Kultur, Gesellschaft und Politik integriert.

Der Konfuzianismus beeinflusste besonders das Bildungssystem, die Vorstellung von Pflichtbewusstsein, Respekt vor Älteren und die hierarchische Familienstruktur. Werte wie Loyalität, Ordnung und gesellschaftliche Harmonie stehen im Mittelpunkt.

Der Daoismus hingegen betont das Leben im Einklang mit der Natur, Spontaneität und innere Balance. Seine Symbolik – etwa das Yin-und-Yang-Zeichen, Drachen oder Amulette – ist vielerorts im Alltag sichtbar.

Beide Lehren finden sich in Tempeln, Ritualen und Bräuchen, oft eng verwoben mit dem vietnamesischen Volksglauben. Auch wenn nur wenige Vietnames:innen sich explizit als Daoisten oder Konfuzianer bezeichnen, prägen ihre Ideen bis heute die Denkweise und das soziale Miteinander im Land.

Islam & Minderheitenreligionen in Vietnam

Der Islam in Vietnam wird hauptsächlich von der Cham-Minderheit im Süden des Landes praktiziert, insbesondere in den Provinzen An Giang, Ninh Thuận und Bình Thuận. Die islamische Gemeinschaft ist klein, umfasst jedoch eigene Moscheen, religiöse Schulen und bewahrt rituelle Bräuche wie das Fasten im Ramadan und das Freitagsgebet.

Neben dem Islam gibt es in Vietnam auch andere religiöse Minderheiten, darunter die Bahai-Gemeinde, Hinduisten – vor allem ebenfalls unter den Cham – sowie einige neue religiöse Bewegungen, die oft synkretistische Elemente aufgreifen.

Po Nagar in Nha Trang

Obwohl diese Gruppen nur einen sehr kleinen Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachen, tragen sie zur religiösen Vielfalt Vietnams bei. Die staatliche Anerkennung und Ausübung dieser Religionen unterliegt jedoch – wie alle Glaubensrichtungen in Vietnam – der Kontrolle und Registrierung durch die Regierung.

Caodaismus – Eine Religion aus Vietnam

Der Caodaismus ist eine einzigartige, in Vietnam entstandene Religion, die 1926 in Tây Ninh gegründet wurde. Sie ist ein Beispiel für religiösen Synkretismus, da sie Elemente aus Christentum, Buddhismus, Taoismus und Islam miteinander verbindet. Ziel der Lehre ist es, die verschiedenen Religionen in einer gemeinsamen spirituellen Wahrheit zu vereinen.

Caodaismus besitzt eine eigene hierarchische Struktur, inklusive eines Papstes, Kardinälen und Heiligen – darunter spirituelle Figuren wie Jesus, Buddha oder sogar Victor Hugo.

Typisch für die Religion sind die bunten Tempel, allen voran der monumentale Heilige Stuhl von Tây Ninh, der mit seiner farbenfrohen Architektur und symbolischen Darstellungen weltweit bekannt ist.

Neben ihrer spirituellen Bedeutung hatte die Bewegung in der Vergangenheit auch eine politische Rolle, besonders während der Kolonialzeit und im frühen 20. Jahrhundert, als sie zeitweise über eine eigene Miliz verfügte. Heute ist der Caodaismus staatlich anerkannt und zählt mehrere Millionen Anhänger, vor allem im Süden Vietnams.

Darüber hinaus gibt es auch Cao Đài Tiên Thiên in der Provinz Bến Tre, wo diese Glaubensrichtung relativ früh verbreitet und entwickelt wurde. Bến Tre ist eine der südlichen Provinzen Vietnams mit einer großen Gemeinschaft von Anhängern des Cao-Đài-Tiên-Thiên-Zweigs. Dort wurden zahlreiche Tempel, Heiligtümer und religiöse Einrichtungen errichtet, um religiöse Aktivitäten, Zeremonien und das gemeinschaftliche Leben der Gläubigen zu ermöglichen.

Religion heute: Zwischen Tradition, Staat und Jugend

Religion ist im heutigen Vietnam weiterhin tief im Alltag vieler Menschen verankert – sei es durch Besuche in Pagoden, Ahnenrituale im Familienkreis oder große religiöse Feste. Dennoch befindet sich das Verhältnis zwischen Tradition und Moderne im Wandel. Im Spannungsfeld zwischen Glaube und politischer Kontrolle sind religiöse Aktivitäten zwar erlaubt, unterliegen jedoch staatlicher Regulierung.

Mit zunehmender Urbanisierung, höherer Bildung und dem Einfluss globaler Trends verändert sich auch das religiöse Selbstverständnis. Während ältere Generationen stärker an traditionellen Praktiken festhalten, zeigt sich bei jungen Vietnames:innen eine offene Haltung gegenüber Spiritualität, aber auch eine wachsende Säkularisierung.

Viele Jugendliche interessieren sich eher für persönliche Sinnsuche, Achtsamkeit oder kulturelle Aspekte von Religion, ohne sich fest an eine Glaubensrichtung zu binden. So steht Vietnam heute an einem spannenden Punkt: zwischen jahrtausendealter Religionskultur und den Herausforderungen einer modernen, globalisierten Gesellschaft.

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Über khoa

Mein Name ist Khoa Nguyen, bin Online Marketing & SEO Freelancer für KMUs aus München und ich komme aus München. Meine Weltreisen und Entdeckungen teile ich gern mit den Leuten da draußen, die auf der Suche nach dem passenden Urlaubsort Ausschau halten. Lasst euch inspirieren.

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